ᐅ August Bebel: Definition, Begriff und Erklärung im JuraForum.de (2025)

Inhaltsverzeichnis

  • Sozialdemokrat August Bebel
  • August Bebel - Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein
  • Sieg über das Sozialistengesetz
  • Gründung der II. Internationale
  • Bedeutendster Arbeiterführer seiner Zeit

ᐅ August Bebel: Definition, Begriff und Erklärung im JuraForum.de (1)
Wer war August Bebel? (© Sergey Kohl – stock.adobe.com)

August Bebel (geb. 22.02.1840 Deutz bei Köln, gest. 13.08.1913 Passugg) war ein sozialistischer deutscher Politiker und Publizist. Er war einer der Begründer der deutschen Sozialdemokratie und gilt bis in die Gegenwart als eine ihrer herausragenden historischen Persönlichkeiten.

Sozialdemokrat August Bebel

Der Drechslermeister, Dissident, Autodidakt, Publizist, Parlamentarier, Mitbegründer und Führer der deutschen Sozialdemokratie August Ferdinand Bebel wurde in der Kasematte Deutz als Sohn eines preußischen Unteroffiziers und eines Dienstmädchens geboren. 1844 starb sein Vater.

Die Mutter kehrte 1846 in ihre Heimatstadt Wetzlar zurück. In Wetzlar besuchte August Bebel die Armen- und Bürgerschule. Mit 13 Jahren war er Vollwaise. Eine Tante, die eine Wassermühle betrieb, nahm ihn 1853 auf.

Von 1854 bis 1857 absolvierte August Bebel eine Drechslerlehre. Für eine höhere Schulbildung und ein Studium fehlte das Geld. Als Geselle verließ er mit 18 Jahren Wetzlar und ging auf Wanderschaft, die ihn durch Süddeutschland, die Schweiz, Österreich und schließlich im Mai 1860 nach Leipzig führte.

Von 1860 bis 1890 spielte Sachsen eine entscheidende Rolle im Leben von August Bebel 1864 machte er sich in Leipzig als Drechslermeister selbständig. Zwei Jahre später heiratete er die Putzmacherin Julie Otto. Seit 1876 war August Bebel Teilhaber einer Dampfdrechslerei und von 1888 an ausschließlich Berufspolitiker.

1861 trat August Bebel in Leipzig dem unter liberaler Führung stehenden Gewerblichen Bildungsverein bei (seit 1865 Arbeiterbildungsverein) und wurde 1862 dessen 2. und 1865 1. Vorsitzender. Er setzte sich für Weiterbildung, Gewerbefreiheit, Kranken- und Invalidenkassen und mit Vorbehalten auch für mehr politische Rechte der Arbeiter ein.

Über den Arbeiterbildungsverein kam August Bebel mit Persönlichkeiten der Freireligiösen Gemeinde Leipzig, wie dem Biologen Emil Adolf Roßmäßler (1806–1867), der Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters (1819–1895) sowie den späteren Sozialdemokraten Friedrich Wilhelm Fritzsche (1825–1905) und Julius Vahlteich (1839–1915) in Kontakt. Er nahm geistige Anregungen aus freireligiösem Gedankengut auf und verarbeitete es kritisch mit in seinen späteren Reden und Schriften zur Religionskritik und zur Frauenfrage.

1865 nahm er am ersten Allgemeinen Deutschen Frauenkongress in Leipzig teil. August Bebel selbst bezeichnete sich in seinem Bürgerrechtsgesuch an den Rat der Stadt Leipzig 1865 der Konfession nach als evangelisch-lutherisch. Mit seinem Kirchenaustritt am 11. Juni 1874 wurde er offiziell Dissident. Er plädierte für die Feuerbestattung. Religionskritik und zugleich Toleranz gegenüber Andersdenkenden gehörten zu August Bebels öffentlichem Auftreten und zu seiner Publizistik, jedoch blieb die Frage der Religionszugehörigkeit und Religionsausübung für ihn zeitlebens eine private Angelegenheit.

August Bebel - Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein

Am 23. Mai 1863 nahm August Bebel an der Gründungsversammlung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) teil, lehnte aber die politischen Bestrebungen Ferdinand Lassalles zunächst ab. Im Juni 1863 war er Delegierter des ersten Vereinstages Deutscher Arbeitervereine in Frankfurt/Main, auf dem ein loser Dachverband (VDAV) von lokalen Arbeitervereinen als Gegengründung zum ADAV gebildet wurde. August Bebel wurde zum Vizepräsidenten und 1867 zum Präsidenten des VDAV gewählt. 1865 schloss er Freundschaft mit Wilhelm Liebknecht (1826–1900), einem Anhänger der Ideen von Karl Marx und Friedrich Engels.

August Bebel und Wilhelm Liebknecht gründeten in Chemnitz 1866 die Sächsische Volkspartei und August Bebel wurde als ihr Kandidat 1867 in den Reichstag des Norddeutschen Bundes gewählt. Auf seinen Antrag hin beschloss der VDAV 1868 in Nürnberg den Anschluss an das Programm der Internationalen Arbeiterassoziation (IAA).

1869 fand in Eisenach der Gründungskongress der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei statt. August Bebel und Wilhelm Liebknecht waren die Parteigründer. August Bebel entwarf Programm und Statuten der SDAP.

Politisch hatte er sich seit Mitte der 1860er Jahre vom Liberalismus gelöst. Er kam zunächst gegen und schließlich über Lassalle zu theoretischen Grundanschauungen, die auf Auffassungen von Marx und Engels fußten. Unter dem Einfluss ihrer Schriften, gefördert durch W. Liebknecht, entwickelte sich August Bebel gegen Ende der 1860er Jahre zum Sozialisten.

Sein Bekenntnis zu marxistischen Auffassungen bedeutete für August Bebel auch, dass er sie kritisch partizipierte. Er war revolutionär im Sinne der geschichtlichen Erfordernisse und er stand fest zu dem, was ihm prinzipiell erschien. Aber Revoluzzertum war ihm ebenso fremd wie Dogmatismus. Er erkannte Entwicklungsmomente in der Gesellschaft und in der sozialistischen Theorie. Seine marxistisch geprägte Sozialismusauffassung verband Demokratie und Sozialismus, schloss Freiheit, vor allem das Recht auf freie Meinungsäußerung und auf wissenschaftliche Kritik, ein. Die vielfältigen, widersprüchlichen, im Wachsen begriffenen Veränderungen in der Ökonomie und in der Gesellschaft des Wilhelminischen Kaiserreiches, die Suche nach Alternativen und Erklärungen, bewegten stets sein Denken und Handeln.

Sieg über das Sozialistengesetz

August Bebel war von 1867 bis 1881 und von 1883 bis 1913 Mitglied des Deutschen Reichstags und von 1881 bis 1890 des sächsischen Landtags. Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 verweigerten er und W. Liebknecht nach Ausrufung der französischen Republik die Zustimmung zur Bewilligung weiterer Kriegskredite und forderten einen gerechten Frieden ohne Annexion von Elsass-Lothringen.

August Bebel bekannte sich zur Pariser Kommune. Wegen dieser Haltung wurden die Parteiführer im Leipziger Hochverratsprozess 1872 zu zweijähriger Freiheitsstrafe verurteilt. Aus der Haft, in der sich August Bebel autodidaktisch weiterbildete, entlassen, begrüßte er trotz programmatischer Bedenken die Vereinigung von ADAV und SDAP auf dem Gothaer Parteitag 1875.

Im Kampf und schließlichen Sieg über das Sozialistengesetz (1878–90) prägte August Bebel die revolutionäre Politik, Taktik und Organisation der Sozialistischen Arbeiterpartei. Als Mitglied des Vorstandes der legal gebliebenen Reichtagsfraktion, die die Leitung der verbotenen Partei übernahm, war er Parteikassierer und Leiter des zentralen Unterstützungskomitees. 1881 wurde August Bebel sozialistengesetzlich aus Leipzig ausgewiesen, wechselte seinen Wohnort nach Borsdorf bei Leipzig und 1884 nach Dresden. 1882/83 und 1886/87 musste er wegen „Geheimbündelei“ eine insgesamt einjährige letzte Haftstrafe verbüßen.

Im September 1890 zog August Bebel nach Berlin, das nach dem Fall des Sozialistengesetzes Sitz des Parteivorstandes wurde. Zürich erwählte er in den 1890er Jahren zu seinem zweiten Wohnsitz. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) nahm auf dem Parteitag in Halle 1890 ihren neuen Namen und ein neues Statut an. Das Statut beruhte auf einem Entwurf von August Bebel. Ebenso hat er an der Ausarbeitung des Erfurter Parteiprogramms der SPD 1891, das die Religion zur Privatsache erklärte, teilgenommen.

1892 wurde er neben Paul Singer (1844–1911) einer der beiden Vorsitzenden der SPD, die zur wählerstärksten und Massenpartei im Deutschen Reich herangewachsen war. August Bebel sah sich immer als Hüter der Einheit der Sozialdemokratie gegen die Kritik von rechts und links. Auf 13 Parteitagen äußerte er sich u.a. zu wahltaktischen Fragen, zur Zusammenarbeit mit anderen Parteien und zu innerparteilichen Auseinandersetzungen.

Gründung der II. Internationale

August Bebel war an der Gründung der II. Internationale im Juli 1889 in Paris wesentlich beteiligt. Von 1904–1913 gehörte er dem Internationalen Sozialistischen Büro (ISB) an. Nach 1900 war er die führende Autorität der II. Internationale. Vielfältig waren seine Kontakte zu führenden Sozialdemokraten anderer Länder. Besonders eng gestalteten sich die Beziehungen August Bebels zur Arbeiterbewegung Österreichs und der Schweiz.

Das theoretische Hauptwerk „Die Frau und der Sozialismus“ von August Bebel erschien 1879 in Leipzig. Die Frauenfrage als eine Seite der allgemeinen sozialen Frage betrachtend, übte er eine fundierte Religionskritik und entwarf eine Sozialismusutopie, die Arbeiterinteressen und Fortschritt, Freiheit und Demokratie verband. August Bebel stützte sich u.a. auf die Schrift von F. Engels „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“.

Zugleich wurde deutlich, dass er in der griechischen und römischen Geschichte und Literatur ebenso zu Hause war wie in der christlichen Überlieferung. Mehrfach überarbeitet und erweitert, kam seine Schrift zu seinen Lebzeiten in 53 Auflagen heraus und wurde in 20 Sprachen übersetzt. Sie war bis 1913 das meistgelesene politisch-theoretische Buch der Sozialdemokratie. Die unvollendet gebliebenen Lebenserinnerungen „Aus meinem Leben“ von August Bebel stehen hinsichtlich der Verbreitung an zweiter Stelle.

Bedeutendster Arbeiterführer seiner Zeit

August Bebel war der mit Abstand bedeutendste Arbeiterführer seiner Zeit, ein großer Parlamentarier und Sozialpolitiker, einer der besten Redner der SPD. In über vierzigjähriger Parlamentsarbeit und in seiner Publizistik verknüpfte er sein Wirken für die Arbeiterinteressen mit dem Ringen um gesellschaftlich-politischen Fortschritt für die Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frau mit dem Mann, für die Trennung von Staat und Kirche, für den Schutz und für die Rechte von Minderheiten, für die elementaren Menschenrechte in der ganzen Welt, für nationale Selbstbestimmung und für den Kampf gegen jede Form des Antisemitismus.

Seine Anklagen gegen Polizeiwillkür, Soldatenmisshandlungen, Klassenjustiz und Kolonialgräuel waren signifikant. Entschieden kämpfte August Bebel gegen Militarismus, Nationalismus und das Wettrüsten der Großmächte. Er forderte die Großmächte zur Abrüstung und zur Einrichtung von internationalen Schiedsgerichten für die friedliche Lösung internationaler Konflikte auf. Seine Warnungen vor der Gefahr eines Weltkrieges nach 1910 waren unüberhörbar. Die Herzen der Massen schlugen August Bebel zu. Er war ein Parteiführer, der Vertrauen besaß. Seine einzigartige Wirkung auf die Massen beruhte auf der von ihm verkörperten Synthese von Zukunftsverheißung und Verfechtung von Arbeiterinteressen in der Gegenwart. August Bebel verstarb am 13. August 1913 in Passugg im Kanton Graubünden in der Schweiz. Seine Urne wurde auf dem Friedhof Sihlfeld in Zürich beigesetzt.

Quellen und Literatur:

August Bebel: Schriften 1862–1913, 2 Bde., Frankfurt/Main und Wien 1981. August Bebel: Ausgewählte Reden und Schriften, Bd. 1, Berlin 1970. Bd. 2, Berlin 1978; Bd. 6, Berlin 1983. Nachdr. München u.a. 1995; Bd. 3–5, München u.a. 1995; Bd. 7–9, München u.a. 1997; Bd. 10, München 1996. Friedrich Adler (Hg.): Victor Adler: Briefwechsel mit August Bebel und Karl Kautsky. Wien 1954. Werner Blumenberg (Hg.): August Bebels Briefwechsel mit Friedrich Engels. London u.a. 1965. Karl Kautsky jr. (Hg.): August Bebels Briefwechsel mit Karl Kautsky. Assen 1971. Brigitte Seebacher-Brandt: Bebel – Künder und Kärrner im Kaiserreich. Berlin/Bonn 1988. Ursula Herrmann/Volker Emmrich (Leitung eines Autorenkollektivs): August Bebel. Eine Biographie. Berlin 1989. Francis L. Carsten: August Bebel und die Organisation der Massen. Berlin 1991.

Autor: Eckhard Müller

Quelle: Erstveröffentlichung im Lexikon freien Denkens, Angelika Lenz Verlag 2010


Noch keine Bewertungen

"); }

ᐅ August Bebel: Definition, Begriff und Erklärung im JuraForum.de (2025)
Top Articles
Latest Posts
Recommended Articles
Article information

Author: Fr. Dewey Fisher

Last Updated:

Views: 5707

Rating: 4.1 / 5 (42 voted)

Reviews: 81% of readers found this page helpful

Author information

Name: Fr. Dewey Fisher

Birthday: 1993-03-26

Address: 917 Hyun Views, Rogahnmouth, KY 91013-8827

Phone: +5938540192553

Job: Administration Developer

Hobby: Embroidery, Horseback riding, Juggling, Urban exploration, Skiing, Cycling, Handball

Introduction: My name is Fr. Dewey Fisher, I am a powerful, open, faithful, combative, spotless, faithful, fair person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.